Vorsicht ist beim Vorwärtsbewegen eine Voraussetzung für sicheres Vorankommen. So wie Rücksicht beim Rückwärtsbewegen. Ich erwähne das nicht nur, weil wir Menschen die Augen vorne am Kopf tragen und die Vorsicht unsere natürliche Sicht ist, sondern weil ich jemanden, obwohl er ein Mensch ist, zur Vorsicht ermahnen musste.
Ein dynamisches Szenario im Straßenverkehr, viel zu komplex eigentlich, um es in starre Worte zu fassen. Eine städtische Kreuzung, an jeder Ecke von Häusern gesäumt, ständig von Menschen zu Fuß, auf dem Fahrrad, auf dem E-Roller oder im Auto durchquert. Ich komme von Norden mit dem Fahrrad, um nach rechts, nach Westen, abzubiegen, ein relativ unkritisches Manöver. Ich durchquere die Kreuzung nicht, ich überquere nicht einmal die Straße, ich schleiche nur am nordwestlichen Rand entlang. Eine kurze Rücksicht, um wegen eventuell straßenquerender Fußgänger anzuhalten, eine kurze Seitsicht nach links, um nicht mit Nichtachtenden von links zu kollidieren, und bei dieser Seitsicht das unerwartete Szenario vor mir: Ein rücksichtiger Fußgänger überquert vorwärtsgehend die Straße von Süd nach Nord, er läuft mir direkt ins Fahrrad ohne es zu sehen, weil er rückwärts schaut. Er schaut zu einem stehenden Auto, das auf der anderen Straßenseite in zweiter Reihe steht, an dessen Steuer eine Person sitzt. Von diesem Auto geht er gerade weg und ruft der Person am Steuer zu: Fahr vorsichtig!, währenddessen er mir rücksichtig ins Fahrrad läuft. Ich bremse und rufe ihm sponan zu: Geh vorsichtig!, woraufhin er den Kopf dreht und vorsichtig – nicht geht, sondern steht.
Was lernen wir daraus: Rate Niemandem, vorsichtig zu sein, wenn du selbst rücksichtig bist. Mann könnte ergänzen, dass man bei Rücksicht Vorsicht walten lassen sollte, denn von uns Menschen wird aufgrund unserer Anatomie der vorwärtsgerichteten Augen erwartet, dass wir uns vorsichtig und nicht rücksichtig bewegen.