Als Mittelfeldmotor bezeichnet man im Fußball einen Spieler, der aus der Mitte des Feldes das Spiel nach vorne treibt, die Laufwege seiner Mitspieler erkennt und sie mit Pässen versorgt, die für Torgefahr sorgen. Im modernen Fußball, der von Trainern wie Pep Guardiola geprägt wurde, besteht eine Mannschaft aus elf Motoren, die von überall auf dem Feld das Spiel antreiben, den Ball in Zirkulation halten und so den Gegner unwichtig machen, denn wenn der Gegner den Ball nicht hat, kann er dem dynamischen Treiben nur hechelnd zuschauen.
Er, von dem nun zu reden sein wird, ist kein Motor, kein Mittelfeld- und auch kein Verteidigungs- oder Angriffsmotor, er ist eher ein Randrotor, der vom Rand des Spielfelds das Spiel entzündet, wenn es in seiner Schönheit zu ersticken droht. Er springt dann von der Ersatzbank auf, wild gestikulierend, wie ein Rotor, der Energie erzeugen will. Er ruft Schlachtrufe zu den Spielern, wenn sie ihm zu viel spielen, denn sie sollen kämpfen, Taktik ist für ihn überflüssiges Geplänkel, das Spiel darf nicht gespielt, sondern muss gekämpft werden. Wenn seine Schlachtrufe dem Spiel nicht weiterhelfen, entschließt sich der Trainer oft dazu, ihn in das Spiel einzuwechseln, er gibt also das Spiel auf, um es durch ihn zu einem Kampf zu machen.
Ist er dann auf dem Spielfeld, hetzt er den Gegnern hinterher, der Ball ist ihm dabei nicht so wichtig, weil er ihn oft gar nicht trifft, er meint dazu, im Zweifel sei es ihm wichtiger, den Gegner als den Ball zu treffen, sei es mit physischen oder auch mit psychischen Mitteln. Aufgrund dieser Spiel-, nun ja, eher aufgrund dieser Kampfweise, hat er sich den Ruf des Notors erworben, weil er den Gegnern notorisch hinterherjagt, auf eine nie ermüdende Weise, notorisch eben, die diese ermüdet, aber auch weil er, fällt der Ball ihm mal in der Nähe des Tores vor die Füße, er noch nie in dieses getroffen hat. Ein No-Tor-Kämpfer, der durch seine Notorik es anderen ermöglichen soll, ein Tor zu erzielen.
Vor kurzem war er wieder in ein Spiel eingewechselt worden, weil das Spiel zu einem Kampf ausgeartet war. Die gegnerische Mannschaft bestand aus elf Notoren, sodass sich der Trainer gezwungen sah, ihn zu bringen, um dagegenzuhalten. Sofort warf er sich ins Getümmel: Bei einem Gestocher vor dem Tor des Gegners flipperte der Ball hin und her, bis er ihm, dem eingewechselten Notor, auf den Po prallte und von dort ins Tor kullerte. Der Notor hatte sein erstes Tor erzielt: Es war ein Potor.