Jesu Zeugung

Man bat mich, etwas über die Kirche zu schreiben. Ich wusste nicht, wo ich anfangen soll. In meiner Kindheit, wo mir mantraartig vorgetragen wurde, dass ich ein Sünder bin in meinem Fleisch und Blut? Oder sollte ich eine Abhandlung über die gesamte christliche Kirche schreiben, über jahrhundertelange Unterdrückung unter religiösem Vorwand?

Die Bibel. Ist das Buch der Kirche. Sollte ich bei ihr ansetzen? Zunächst suchte ich in ihr nach pädophilen Spuren, die aufzeigen, warum sich die Kirche im pädophilen Sumpf befindet. Wie, wenn nicht über die Bibel, hätte sich Pädophilie so in der kirchlichen Glaubensgemeinde etablieren können? Wenn sie nicht durch das Wort verkündet worden wäre? – Das Wort ist Fleisch geworden…

Doch ich wurde nicht fündig. Ich war auch des Suchens schnell überdrüssig. Ich wollte nicht weiter herumstochern in etwas, das in Zynismus und Anschuldigungen endet. Ich begann zu vermuten, dass Sexualität in der Bibel zu kurz kommt, und sich deshalb, wegen des fehlenden Wortes, ein pädophiles Ventil gebildet hatte. Da kam der rettende Gedanke über mich: Die Bibel braucht ein Update! Ein Update, das die sexuelle Energie der Gläubigen in andere Bahnen als die pädophilen lenkt. Und zwar durch die Geschichte von Jesu Zeugung:

JESU ZEUGUNG

In jenen Tagen wurde es Frühling und die Magd Marie war sehr lustvoll. Sie traf sich mit dem Zimmermann Josef unter einem blühenden Magnolienbaum. Dort küssten sie sich.
„Willst du mich heiraten, Marie?“ fragte Josef.
„Nein Josef, aber schlafen will ich mit dir!“
Da entkleideten sie sich, sie küssten und liebkosten sich am ganzen Leib und führten ihre Geschlechter zueinander, und so gebar dieser Frühlingstag die Frucht Jesu.

Als sie schwanger war, wollte Marie Josef immer noch nicht heiraten. Sie sagte:
„Josef, ich hab nichts gegen dich. Ich hab nur was gegen Heiraten und das Versprechen, nur dir treu zu sein. Weil ich dich liebe, will ich nicht ausschließen, dass ich jemanden anderen lieben darf.“
„Nein“, sagte Josef, „aber du brauchst einen Vater für das Kind!“
„Den hab ich ja: dich!“
„Ja, aber du brauchst einen offiziellen, und der bin ich nur, wenn wir heiraten.“
„Dann ist der offizielle Vater eben Gott. Mein Kind ist Gottes Kind. Ist nicht jedes Kindes offizieller Vater Gott? Wie könnt ihr Männer Anspruch auf etwas erheben, für das ihr nur euren Samen in uns Frauen hineingespritzt habt?“

Josef, der ein gütiger Mann war, akzeptierte den Wunsch Maries, und so war Gott fortan der offizielle Vater des Kindes, das Marie neun Monate später am 24. Dezember gebar. Es war ein Knabe und sie gab ihm den Namen Jesus. Jesus sollte von nun an im Namen aller Kinder das Kind Gottes sein, und so gedenkt man jedes Jahr am 24. März dem freudigen Ereignis unter dem blühenden Magnolienbaum – und nennt den Tag feierlich: Jesu Zeugung.

„Evangelium unserer Frau Marie Christa!“
„Lob sei dir Christa!“

Kirchseeoff

Ich war gerade in England gewesen, damals, als Großbritannien noch ein Teil Europas war, für über zwei Jahre war ich dort gewesen und war etwas anglophil geworden, als ich nach München kam und feststellen musste, dass die Münchner S-Bahn mit ihren Ansagen englischsprachige Mitfahrende in die Panik treibt: This train separates here – dieser Zug teilt sich hier, klang es aus dem Lautsprecher, es klang furchterregend in englischen Ohren: ein Zug, der sich selbständig teilt. Wo teilt er sich? Bricht ein Waggon auseinander oder trennen sich die Waggone? Panik brach nicht selten aus, unnötigerweise, denn der Zug wurde erst im Stehen, kontrolliert unter menschlichem Zutun, zwischen den Waggonen geteilt.

Die Ansagen wurden mittlerweile korrigiert, um Panikausbrüche unter Englischsprachigen zu vermeiden. Mehr noch, sie wurden modernisiert, um die S-Bahn München als modernes Verkehrsunternehmen zu präsentieren: Sie erfolgen nun durch einen English Native Speaker und, um die mitfahrenden Münchner nicht zu diskriminieren, auf deutsch mit bayrischem Akzent. Vor kurzem kam ich wieder in den Genuss dieser Ansagen, und zwar als ich ab Trudering, wohin ich vorsichtshalber mit der U-Bahn gelangt war, mit der S-Bahn-Linie Nummer sechs nach Kirchseeon fuhr, über die Zwischenhalte Gronsdorf, Haar, Vaterstetten, Baldham, Zorneding und Eglharting.

Ich stieg in Trudering in die S-Bahn ein, sie fuhr ab und bald danach kam die Ansage für den nächsten Halt:

Nächster Halt: Gronsdorrf
Next Stop: Gronsdoof

Mit fiel auf, dass im Bayrischen das R nach Vokalen sehr betont wird, während es im Englischen kaum hörbar ist. Ich fand das nicht doof, eher komisch, trotzdem nahm ich einen Comic zur Hand, in dem die Panzerknacker es sehr lustig fanden, einen Panzer geknackt zu haben und dies in ihren Sprechblasen mit Haarr haarr haarr kommentierten. Sind die Panzerknacker Bayern? Dagobert Duck fand das gar nicht lustig und antwortete mit einem genervten, englisch-noblen Haa haa haa.

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam die Ansage des nächsten S-Bahn-Halts:

Nächster Halt: Haarr
Next Stop: Haa

War das noch Comic oder schon wieder Realität? Ich überlegte kurz, ob ich aussteigen soll, um das im Klinikum Haar überprüfen zu lassen, entschloss mich aber schnell zur Weiterfahrt, schließlich wollte ich meinen englischen Freund weiblichen Geschlechts am Kirchsee treffen. Vorsichtshalber legte ich den Comic beiseite.

Die Ansagen der nächsten Haltepunkte boten keine neuen sprachlichen Ungereimtheiten: Vaterstetten und Baldham wurden in weitestgehender bayrisch-englischer Harmonie angesagt, was meine Verwirrung, die in Haar entstanden war, entwirrte. Vor Zorneding dagegen, dem nächsten Halt, wirkte das bayrische R sehr zornig, während es im Englischen weggelassen und zum Zoneding wurde:

War ich schon so weit ostwärts gefahren? Gibt es mit dem Krieg in der Ukraine die Zone wieder? Die S-Bahn fuhr unbeirrt weiter ostwärts, nach Eglharting, wo das bayrische Leben harrt, während es im Englischen auf Egelhating hinausläuft:

Es stimmt, Egel, diese Blutsauger, muss man ja wirklich nicht liken, sondern eher haten, obwohl man in sozialen Netzwerken alles nur noch liken und nicht mehr haten soll.

Doch ich war ohnehin zu aufgeregt, um meine Gedanken länger am Egelhating zu verschwenden, sollte die nächste Station doch Kirchseeon sein, wo ich meinen englischen Freund weiblichen Geschlechts treffen wollte:

Kirrchsee oder Kichsee, egal, ich ignorierte die Ansage weitgehend, wichtig war mir in meiner Anglophilie nur, dass der Kirchsee on ist und nicht off. Doch in Kirchseeon angekommen, stellte ich nach einiger Recherche unter Einheimischen fest, dass ich im Off angekommen war was den Kirchsee betrifft, denn der Kirchsee liegt nicht bei Kirchseeon, sondern zwischen Holzkirchen und Tölz, vierzig Kilometer entfernt von meinem Standort am Bahnhof Kirchseeon, und ich würde laut Google acht bis neun Stunden benötigen, um zu Fuß von Kirchseeon zum Kirchsee zu gelangen.

Das war schwer zu verstehen, noch schwerer zu akzeptieren, und ich war sehr besorgt, befürchtete ich doch, dass mein englischer Freund weiblichen Geschlechts nicht so lange auf mich am Kirchsee warten würde.

 

Wladimirs Input

Vorderbrandner und ich sitzen am Fenster, das nach Südwesten ins Freie geht. Wir blicken in die Sonne des Frühlingsnachmittags. Ich genieße die Stille des Moments, auch wenn er eine gewisse Ratlosigkeit in sich trägt, oder gerade wegen der Ratlosigkeit, die er in sich trägt. Bis Vorderbrandner die Stille jäh unterbricht:

Werden alle Ukrainer, die in diesen Tagen nach Deutschland kommen, auf Corona getestet? Werden Schnelltests verwendet oder wird dafür in PCR-Tests investiert? Wie ist die Impfquote in der Ukraine? Gab es vor der Flucht Kontakt mit der russischen Armee? Wie ist die Infektionslage in der russischen Armee? Das sind Fragen, die vor dem 24. Februar über das Wohl und Wehe der Menschheit entschieden haben. Man kann doch nicht so tun, als ob es die eine Krise nicht mehr gibt, nur weil sie von einer anderen abgelöst worden ist. Oder ist Krise nur das, was getwittert wird? Hätten wir weniger Krisen, wenn weniger getwittert würde? Bin ich zynisch, und wenn ja, gibt es dazu eine Alternative?

Vorderbrandner beendet seine Rede, es herrscht wieder Stille. Ich blicke aus dem Fenster und sehe zwei zeternde Amselmännchen, die ihr Revier abstecken für die kommende Brutsaison.

Vorderbrandners Handy klingelt:
Yes…yes…yes Wladimir, please come over and put in your input! sagt er und legt auf.
Ich blicke ihn fragend an.
Ein gewisser Wladimir war dran. Er will rüberkommen. Er sagte mit slawischem Akzent: I want to put in my input! Klingt spannend, oder?

Ich nicke und blicke wieder zum Fenster hinaus. Stille. Auch die Amseln zetern nicht mehr. Er will rüberkommen? Von wo rüberkommen? Put in his input? Es wird doch nicht der Wladimir sein?

Ich stelle mir vor, dass wir zu dritt hier am Fenster sitzen, Vorderbrandner, Wladimir und ich, und in die Sonne des Frühlingsnachmittags blicken. Still. Nichtssagend. Oder werden die Amseln wieder zetern? Oder soll ich vor Vladimir ein paar Zeilen Dirk von Lowtzows deklamieren? Ja, ich werde diese Zeilen Dirk von Lowtzows deklamieren:

Weil sie nicht warten kann
gewinnt sie diesen Kampf
wird die Liebe siegen
spürst du nicht:
Sie wird uns kriegen.

Worte, Worte, nichts als Worte, aber mir fallen keine anderen ein. Ist mein Verhältnis zu Worten zwanghaft? Merkwürdig finde ich, dass die Zeilen von Lowtzows mit kriegen endet. Kommt kriegen von Krieg? Andererseits: Kampf und Krieg – vielleicht wird Wladimir mit diesen Vokabeln zu kriegen sein? Oder ist Stille die bessere Option, auch für mich?

Ich beschalle den Raum mit Liebe von Tocotronic, um mich auf unser Treffen mit Wladimir vorzubereiten, wie auch immer es verlaufen wird. Vorderbrander blickt währenddessen sehr konzentriert in die sich nach Westen neigende Frühlingssonne:

 

Kater und Katsie

Kat der Kater und Katsie die Katze waren in einer Beziehungskrise. Um ihre Horizonte zu erweitern und so eventuell ihre Beziehung zu retten, gingen sie auf eine Veranstaltung, in der Geschlechterrollen diskutiert werden sollten.

Sie saßen dort mit den anderen TeilnehmerInnen in einem Saal, als das ModeratorIn die Veranstaltung mit folgenden Worten eröffnete:
„Liebe Katersie, oder sollte ich besser sagen liebe Katsieer, oder Siekater, oder Erkatsie, oder nur Kat?“
„Nein, Kat bin ich, und ich bin ein Kater!“ rief Kat.
Im Saal setzte daraufhin ein allgemeines Schnurren der Kater ein, woraufhin das ModeratorIn die Katsie zum Miauen ermuntern wollte. Da stand eine Katsie sichtlich erregt auf und sagte:
„Ich beharre auf mein Recht zu schnurren! Wieso soll ich als Katsie nur miauen dürfen?“
„Recht so!“ miaute daraufhin ein Kater, woraufhin der traditionelle Flügel der Veranstaltung skandierte: „Katsie ist ein Kater, Kater ist ’ne Katsie!“

Kat der Kater fühlte sich von diesem Diskurs so angeregt, dass er einen lauten Schnurrer von sich gab, der sich anhörte wie ein Brunftschrei. Katsie hatte so einen Schnurrer von Kat noch nie gehört, sie war sehr angetan von diesem Schnurrer, mehr noch, sie war angetörnt davon, sodass sie ein schmachtendes Miau von sich gab, die beiden konnten sich nicht mehr halten und fielen übereinander her.

So gesehen war der Besuch der Veranstaltung über Geschlechterrollen ein voller Erfolg für die Beziehung von Kat und Katsie, und auch für die Veranstaltung war das Übereinanderherfallen von Kat und Katsie ein voller Erfolg, denn es ist doch das Höchste und Schönste für die Geschlechter, wenn sie miteinander in Verkehr treten.

Bertram Botsch, Botschafter

Bertram Botsch ist das einzige Kind des rechthaberischen Finanzbeamten Herbert Botsch und der eitlen Hausfrau Hannelore Botsch. Vater Herbert behauptete stets, seine Familie entstamme einem alten Adelsgeschlecht aus Tirol. Mutter Hannelore schwärmte seit den frühesten Erinnerungen Bertrams vom diplomatischen Parkett. Sah sie fern, dann nur Hochglanzserien aus den allerhöchsten Kreisen. Deshalb glänzte das heimische Parkett immer, um dem Heim etwas internationalen Flair zu verleihen, wie Mutter Hannelore sagte. Als Bertram klein war, kackte er einmal auf das frisch gewienerte, hochglänzende Parkett. Diesen Vorfall erzählte Mutter Hannelore später bei jeder Gelegenheit, was Bertram mit zunehmendem Alter immer peinlicher wurde. Wahrscheinlich nahm er sich deshalb vor, eine Karriere im diplomatischen Dienst einzuschlagen, um fortan nur noch auf dem Parkett zu glänzen und das Kacken auf selbiges vergessen zu machen.

Doch bevor er diesen Weg einschlug, hatte er noch eine zweite Peinlichkeit zu überstehen: Als Heranwachsender wurde er von Kameraden dabei ertappt, wie er mit entblößtem Unterleib ein Pin-up von Brigitte Bardot betrachtete. Von da an wurde er von den Kameraden als BB gehänselt, da half auch die sittliche Strenge nichts, die er sich seitdem selbst auferlegt hatte.

Ansonsten ging es für Bertram steil nach oben. Nach dem Studium durchlief er sämtliche diplomatische Ausbildungsgänge und Posten, bis er schließlich als deutscher Botschafter in die Slowakei berufen wurde. Er wurde von seiner Sekretärin namens Maschka Mačička euphorisch begrüßt, die sofort unverhohlen zu ihm sagte: „Herr Botsch, Sie sind ein sehr schöner Mann!“

Was Bertram nicht wissen konnte: Maschka war die Geliebte seines ehemaligen Kameraden Walter Bengel, der Rädelsführer der BB-Aktion und ein Wissender des Kack-Fauxpas am elterlichen Parkett, der mittlerweile als gerissener Geschäftsmann in Bratislava tätig war. Und Bengel hatte, als er erfahren hatte dass Botsch als Botschafter nach Bratislava kommt, sich in den Kopf gesetzt, ihm erneut einen Streich zu spielen: Er setzte also Maschka auf Botsch an, die ihn heftig bezirzte, was Botsch, den sittenstrengen Junggesellen, schmeichelte und reizte.

„Bertram; du schöner Mann!“ sagte Maschka im Büro: „Zieh dich aus und setz dich auf das Parkett!“
„Aber Maschka – sollen wir nicht zu mir gehen?“
„Nein, ich will es hier. Bitte!“
Also zog Botsch sich aus und setzte sich auf das Parkett.
„Bertram – würdest du für mich auf das Parkett kacken?“
„Oh Maschka!“ – Bertram wurde heiß und kalt zugleich, sein Leben schien ihn einzuholen – „ich glaube ich kann gerade nicht!“
„Schade! – Naja, vielleicht ein ander Mal. Dann zeig mir wenigstens dein geiles Arschloch, du schöner Mann!“
„Wie?“
„Roll dich rückwärts und zeig mir dein Arschloch!“
Also rollte Botsch sich rückwärts und zeigte Maschka sein Arschloch.
„Ah, was für ein schönes Arschloch! Oder soll ich es bei dir als Botsch After nennen?“ Maschka zückte ihr Handy und machte ein paar Fotos. „Lächeln“ sagte sie, „lächeln, Bertram! Ja, so! Was für ein schönes Foto!“

Sie kontrollierte die Fotos und sagte schließlich: „So Bertram, zieh dich wieder an!“
„Wie?“
„Du sollst dich wieder anziehen!“
Bertram spürte große Enttäuschung. Er hatte sich schon die wildesten sexuellen Phantasien mit Maschka ausgemalt, und jetzt sagte sie mit kühler Stimme: „Zieh dich wieder an!“
Also zog Botsch sich wieder an.

Am nächsten Morgen war die Aufregung groß: Auf den Seiten der Botschaft war eines von Maschkas Fotos zu sehen, das einen nackten, auf den Boden gerollten Bertram Botsch zeigt, wie er lächelnd sein Arschloch präsentiert. Übertitelt war das Foto mit:

BERTRAM BOTSCH-AFTER (BB-A).

Botsch war als Botschafter untragbar geworden. Seine diplomatische Karriere war auf ihrem Höhepunkt in sich kollabiert.

Jesus und der Schweinepriester

An seinem ersten Geburtstag jammerte Jesus: „Warum muss ich ausgerechnet an Weihnachten Geburtstag haben?“
Da breitete Maria ihre Arme aus und sagte: „Wer, wenn nicht du?“

Doch kehren wir zurück zu den ersten Tagen Jesu, genauer gesagt zum vierzigsten Tag nach seiner Geburt. Maria ging mit Jesus zu einem Tempel, in dem ein Priester gerade eine Messe vor Schweinen hielt. Er hielt hauptsächlich Messen vor Schweinen, weshalb man ihn Schweinepriester nannte. Maria ging mit Jesus in den Tempel, während Josef, der auch mitgekommen war, etwas skeptisch in der Tür stehen blieb. Da erblickte der Schweinepriester Josef in der Tür und erkannte ihn als den Zimmermann. Er benötigte dringend einen Zimmermann, und so beendete er die Messe plötzlich und abrupt, was zu einem unzufriedenen Gegrunze der Schweine führte. Der Schweinepriester ignorierte das Gegrunze und ging direkt zur Tür zu Josef. Er bat ihn, mit ihm nach Hause zu kommen, da er eine neue Haustür benötige. Josef verwies auf Maria und Jesus, die am vierzigsten Tag nach der Geburt Jesu im Tempel vorstellig werden wollten, doch der Schweinepriester beachtete den Verweis nicht, sondern drängte Josef aus dem Tempel, um sich auf den Weg zu ihm nachhause zu machen. Die Schweine stürmten daraufhin ebenfalls aus dem Tempel, und schließlich ging auch Maria mit Jesus wieder ins Freie.

Der Schweinepriester war sehr froh, Josef getroffen zu haben und schilderte ihm aufgeregt, was für eine Haustür er benötigt. Er konnte gar nicht schnell genug nach Hause kommen. Nun war es so, dass zwischen dem Haus des Schweinepriesters und dem seines Nachbarn ein schmaler Gang führte, und da es der Schweinepriester sehr eilig hatte, ging er mit Josef durch diesen Gang. Sie mussten beide die Schultern drehen, um überhaupt durchzupassen. Die Schweinemeute hinter ihnen wollte auch durch diesen schmalen Gang, woraufhin ein Schwein nach dem anderen steckenblieb. Als Maria mit Jesus zu der Stelle kam, herrschte ein erbärmliches Gequieke, waren doch mittlerweile viele Schweine im schmalen Gang stecken geblieben, und alle, die hinten nachdrängten, verursachten den vorderen, die bereits feststeckten, unsägliche Schmerzen. Jesus fing bei diesem Anblick fürchterlich zu weinen an. Maria versuchte ihn zu beruhigen und sagte: „Jesus, stell dir vor, es sind Ägypter, die hier feststecken. Wie damals, als sie alle im Meer ertranken, weil sie die Israeliten verfolgen wollten!“ Aber Jesus konnte sich als vierzig Tage altes Kind noch keine Ägypter vorstellen, und wer weiß, ob ihn diese Vorstellung überhaupt beruhigt hätte.

Jedenfalls nahm das schmerzverzerrte Gequieke der steckengebliebenen Schweine kein Ende, sodass Maria mit Jesus außen um das Haus des Schweinepriesters herumging, um ihn auf der anderen Seite an der Haustür mit Josef anzutreffen.
„Sehen Sie, Josef, wie die Schweine hier an meiner Haustür entlanggewetzt sind“, sagte der Schweinepriester: „Ich brauche dringend eine neue!“
Josef begutachtete die Tür, während das Gequieke der steckengebliebenen Schweine auch von dieser Stelle unerträglich war. Jesus schrie und konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Da versuchte Maria abzulenken, indem sie zum Schweinepriester sagte: „Finden Sie nicht, dass die Tage schon viel lichter sind als vor vierzig Tagen, als mein Sohn geboren wurde.“
„Was ich finde, ist unerheblich“, sagte der Schweinepriester, „aber ich könnte das Licht messen, um festzustellen, ob die Tage schon lichter sind als vor vierzig Tagen.“
„Ja, machen Sie das!“ flehte Maria, „machen Sie eine Lichtmess!“
Und so machte der Schweinepriester eine Lichtmess, nicht ahnend, hiermit eine große Tradition zu begründen, während Josef eine Türmess machte, um eine neue zu zimmern.

 

Heilpraktikerpraxis Oberschopf

Ich fand mich in der Heilpraktikerpraxis Oberschopf ein, um mich einer Oberschopf-Behandlung zu unterziehen.

Auf dem Weg zur Praxis Oberschopf

In der Praxis begrüßte mich eine Dame mit mächtigem Oberschopf. Sie bat mich, mich freizumachen, sie meinte, das Freimachen sei der erste Schritt zur Heilung. Also machte ich mich frei und legte mich bäuchlings auf die Behandlungsmatte. Anschließend untersuchte Frau Oberschopf meinen Oberschopf und kam zu der Erkenntnis, dass mein Oberschopf bereits zu verkümmert sei, um an ihm eine Behandlung durchzuführen:

In der Praxis nach erfolgter Oberschopf-Untersuchung

„Warum darf ein Oberschopf nicht verkümmert sein, um an ihm eine Behandlung durchführen zu können?“ fragte ich daraufhin.

„Die Behandlung besteht meist darin, kräftig am Oberschopf zu ziehen, um durch dieses Ziehen das gesamte Energiesystem zu aktivieren. Manchmal führe ich die Energetisierung auch subtiler an einzelnen Haaren durch, aber selbst dafür dürften die Haare bei Ihnen nicht mehr ausreichen. Ich empfehle Ihnen aber einen Kollegen, der sich auf Unterschopfbehandlung spezialisiert hat. Die sollte bei Ihnen gut möglich sein.“

Während ich mich aufrichtete, um mich wieder unfrei zu machen, sagte Frau Oberschopf:
„Warten Sie, bleiben Sie liegen!“
Sie dachte eine Weile nach, um dann zu sagen: „Vielleicht kann ich Ihnen anders helfen. Ich werde versuchen, Sie statt mit einer Oberschopf-Behandlung durch direktes körperliches Berühren zu energetisieren. Erlauben Sie, dass ich mich dazu auch frei mache?“
„Ich erlaube!“ sagte ich und legte mich wieder hin, damit Frau Oberschopf loslegen konnte.

Frau Oberschopf berührte mich daraufhin zuerst mit ihren Händen, anschließend mit ihrem gesamten Körper. Ihr Berühren war sehr angenehm, oder, wie sie es sagen würde: heilend. Ja, ich glaube sagen zu können, die heilende Wirkung ihrer Berührungen gespürt zu haben und bin ihr sehr dankbar dafür.

Anschließend lagen wir noch eine Weile still da. Ich genoss die Stille, auch beim Aufstehen und Anziehen sprachen wir nicht, bis ich sie beim Hinausgehen doch noch fragte, was mir unter den Nägeln brannte: „Warum haben Sie eine Heilpraktikerpraxis und nicht einfach eine Heilpraxis?“

„Ich habe herausgefunden, dass eine Heilpraxis eine solche ist, in der hauptsächlich der sogenannte Heiler sein Heil sucht. Ihr eigenes Heil können Sie dort nicht erwarten, im Gegenteil: Sie können froh sein, wenn Sie heil wieder hinauskommen. Eine Heilpraktikerpraxis hingegen versucht sich an Praktiken, die umfassendes Heil bewirken, für Heiler und Heilsuchenden, wie zum Beispiel Oberschopf-Behandlung oder, wie eben: Berühren.“

Das war für mich eine einleuchtende Erklärung, hatte ich doch eben umfassende Heilung erfahren. Ich fühlte mich heil und glaubte zu bemerken, dass auch Frau Oberschopf sich heil fühlte. Gleichzeitig fragte ich mich, wieso ich unbedingt eine Erklärung haben wollte, anstatt die Heilung Heilung sein zu lassen. Mein schmerzgeplagter Verstand glaubte wohl noch nicht an die Heilung.

Anschließend verabschiedeten wir uns, ich machte mich auf den Weg und beschloss, die empfohlene Unterschopf-Behandlung vorerst nicht in Anspruch zu nehmen.

Yse Gynt – eine Analyse weiblicher Selbstbestimmtheit

Aase Gynt hatte einen berühmten Sohn: Peer Gynt, die Titelfigur in Henrik Ibsens dramatischem Gedicht. Aber sie hatte auch eine Tochter, die Yse hieß. Als Neugeborene weinte Yse sehr viel. Aase versuchte alles Mögliche, um Yse zu beruhigen, aber nichts half. Bis sie nach einiger Zeit entdeckte, dass Yse sich beruhigte, wenn sie ihr den Finger in den Popo steckte. Yse strahlte und lächelte dann, sie gluckste vor Freude, wenn Aase den Finger ein wenig bewegte und damit den Anus kraulte.

Yse wurde älter und hatte den Finger noch immer gern im Popo. Wenn sie allein war, steckte sie ihn sich selber rein, wenn sie mit anderen Kindern war, steckten die in ihr rein, und Yse, um den anderen die selbe Freude zu machen, steckte ihren Finger in die anderen Popos. Auch von Peer, ihrem Bruder, ließ sie sich den Finger in den Popo stecken, und steckte ihm den Finger in den Popo. Einmal kraulte Yse Peer so liebevoll im Popo, dass er sich sehr erregte und sich das erste Mal Samen aus einem Penis ergoss. Genau in dem Moment, als sich der Samen aus Peers Penis ergoss, kam Mutter Aase zu Tür herein und wusste nicht anders als sich zu empören. Sie beorderte die zwei auf ihre Zimmer und verbot ihnen künftige gemeinsame Liebesspiele.

Von Peer ist überliefert, dass er ein Frauenheld wurde, die Frauen hießen unter anderem Ingrid und Solveig. Er brauchte jedoch immer einen Finger im Popo, damit sein Penis sich erigierte. Solveig fragte ihn deshalb:
„Bist du schwul, weil du immer den Finger im Arsch brauchst?“
„Nein“, sagte Peer: „Ich brauche nur deinen Finger im Arsch.“
„Und wie soll dein Schwanz in meine Möse, wenn mein Finger in deinem Arsch ist?“
Sie fanden eine Stellung, bei der das ging, doch es wurde ihnen zu umständlich und langweilig, und so beschlossen sie, Ingrid zu ihrem Liebesspiel hinzuzunehmen, deren Aufgabe es fortan war, Peer ihren Finger in den Popo zu stecken.

Yse hingegen wandte sich nach dem von Aase erzwungenen Liebesaus mit Peer vor allem Mädchen und Frauen zu, die ihr ihre Finger in den Popo steckten und denen sie ihre Finger in den Popo steckte. Doch schließlich hatte sie Sehnsucht nach einem Mann als Liebesgespielen, und sie fand einen. Sie streichelten sich zärtlich, er leckte Yses Muschi und sie lutschte seinen Schwanz, und schließlich steckte sie ihren Finger in seinen Popo, woraufhin er zusammenzuckte und zurückwich.
„Was machst du?“ fragte er empört.
„Ich stecke meinen Finger in deinen Popo. Magst du das nicht?“
„Nein. Das mag ich nicht!“
„Steckst du deinen Finger in meinen Popo?“
„Nein, das mag ich auch nicht!“
Er riss sich los, zog sich an und verschwand.
„Du hast wohl den Arsch offen!“ rief er ihr im Hinausgehen zu.
Yse weinte daraufhin: Ja, sie hatte den Arsch offen, und sie verstand nicht, was daran schlecht sein sollte.

Schließlich fand sie einen Liebhaber, der Spaß an ihrem offenen Arsch hatte, er befingerte, bekraulte und bespuckte ihn, um nicht nur den Finger, sondern auch seinen Penis hineinzustecken. Yse verspürte große Lust. Dieser Liebhaber, der Spaß an Yses offenem Arsch hatte und ihr Lust bereitete, war aber auch ein großer Prahlhans und prahlte bei seinen Kumpels damit, dass Yse sich von ihm in den Arsch ficken lässt. So wurde Yse unter den Männern Anal-Yse genannt.

Eines Tages kam der Liebhaber mit seinen Kumpels zu Yse und sagte ihr, dass die anderen sie auch gerne in den Arsch ficken wollen. Yse war erschrocken, aber auch erregt und gespannt, und so beugte sie sich auf allen Vieren nach vorn, den Arsch maximal offen, und ließ es geschehen. Die Männer lachten und scherzten, steckten abwechselnd ihre Schwänze in Yses Arsch, nannten sie eine Hure, schlugen ihr hart auf die Arschbacken und zogen sie an den Haaren. Das war nicht Liebe, das war Gewalt. Das war respektloses Herumtrampeln auf Yses Gefühlen. Yse flehte ihren Liebhaber an, er solle die anderen fortschicken und zärtlich zu ihr sein, woraufhin er seinen Schwanz so heftig in ihren Arsch stieß, dass eine Ader an ihrem Anus platzte. Es herrschte kurze Betroffenheit und Stille. Dann gingen sie, auch ihr Liebhaber, und ließen Yse allein mit ihrem blutigen Arsch. Ich hab den Arsch offen, dachte Yse, aber die Männer haben keine Ärsche in ihren Hosen, nur Schwänze, mit denen sie mich beherrschen wollen.

Yse weinte. Sie dachte an Peer, und an die unbedarften Liebesspiele mit ihm, als sie Kinder waren. Es schien, als ob mit Peers Samenerguss der Spaß verloren gegangen war. Dann versorgte sie ihren verwundeten Popo, gab Salbe darauf und kraulte sich sanft in den Schlaf.

Welt Wer Worte