Guardian Angels, oh, Protect Me!

Im Morgengrauen verließ ich unser Chalet, um zu gehen. Gehen beruhigt mich. Ich ging den Hang hoch, Schritt für Schritt das Schneefeld überwindend, mit bedächtigem Rhythmus. Ab und zu pausierte ich. Schaute nach Osten, wo sich die Sonne immer mehr dem Horizont näherte. Schaute nach unten, auf das Chalet, unter dessen Dach du noch schliefst, während ich unruhig dem Morgen entgegenwanderte. Ich war stolz, dass wir unter einem Dach übernachtet hatten. Nicht in einem Zimmer, schon gar nicht in einem Bett, Aber immerhin unter einem Dach.

Oben auf dem Gipfel blickte ich auf das weite Land unter mir. Ich hatte Angst mich zu verlieren in dieser himmlischen Weite. Eilig hastete ich hinunter, zum Chalet zurück. Seltsam, dass ich glaube, mich bei dir zu finden.

Im Frühstücksraum setzte ich mich an einen Tisch, und als du kamst und mich sahst, setztest du dich an einen anderen Tisch. Deine Misshandlung tat mir weh. Ich stand auf und ging ins Freie. Nach einer Weile hörte ich, wie sich hinter mir leise die Tür öffnete. Ich spürte dich.

„Hast du gut geschlafen?“ fragte ich.
„Ja.“
„Das freut mich.“

Ich nahm die Rodel und stürzte mich ins Tal. Du nahmst den sicheren Weg zu Fuß. Unten setzte ich mich auf einen Stein und wartete auf dich. Als du kamst, gingst du an mir vorbei und stiegst in den Bus.

Ich sah dem Bus nach. Ich war drauf und dran, mich wegzuwerfen. Aber ich war am Sattel, die Berge ringsherum. Nirgends steil genug, um mich wegzuwerfen. Starr schaute ich in die Sonne. Ich wusste nicht weiter. Gehen schien keine Option mehr.

Da kam der Bus zurück. Du stiegst aus, und zu meiner Überraschung überraschte es mich nicht. Wir gingen los und suchten unseren gemeinsamen Rhythmus. Wir taten uns schwer. Wir setzten uns.

„Ich habe überhaupt nicht geschlafen letzte Nacht“, sagtest du, „ich habe kein Auge zugetan.“
Ich sah dich an und sah deine Erschöpfung. Ich hatte dich noch nie so schön gesehen, so offen und frei.

„Warum verlässt mich jeder?“ sagtest du und schautest zum Himmel: „Ich muss geliebt werden. Ich kann mich selbst nicht lieben.“

Ich hörte den Gesang in deiner Stimme. Ich spürte, wie du dich findest in deinem Schmerz. Wie du beginnst, dich zu lieben. Ich weiß nicht, war ich der Oboist, der deinen Gesang untermalte, oder der Lautenist, der dich mit sanftem Rhythmus begleitete. Jedenfalls hatte ich etwas gefunden, was ich nur durch dich finden konnte.