Sprache kann Wahrheiten zementieren. Sprache kann sich aber auch schwer tun, Wahrheiten auszusprechen.
Ich wollte einen Vorgang folgendermaßen beschreiben: Ich setzte mich, um zu sitzen. Doch die Ereignisse überschlugen sich derart, dass diese Beschreibung nicht mehr der Wahrheit entspricht und, um mich der Wahrheit wieder anzunähern, ich versuche, das Geschehene genauer zu beschreiben:
Ich stand mit dem Rücken zu einem Stuhl. Ich beugte meine Knie und meine Hüften, um mein Gesäß auf dem Stuhl niederzulassen. Ich betrieb also einen Vorgang, den man Sich Setzen nennt, um einen Zustand zu erreichen, den man Sitzen nennt.
Doch während meines Vorgangs des Sichsetzens wurde mir der Stuhl unter meinem Gesäß weggezogen, was ich nicht bemerkte, da es geräuschlos geschah und ich, den Kopf nach vorne gerichtet, mit meinen Menschenaugen nur nach vorne sah und nicht sah, was hinter mir geschah. Ich plumpste in der Folge zu Boden und kam in einem Zustand auf jenigem an, der nicht der des angestrebten Sitzens war. Mein erreichter Zustand war am ehesten mit dem des Liegens zu vergleichen.
Meine ursprüngliche Absicht, mich zu setzen, um zu sitzen, entsprach also nicht den Tatsachen. Wie soll ich nun die Tatsachen beschreiben, ohne allzu ausschweifend zu werden? Soll ich schreiben Ich setzte mich um zu liegen? Ich setzte mich ja keineswegs in der Absicht, um danach zu liegen. Vielleicht sollte ich aufhören, meinen Willen in meinem sprachlichen Ausdruck zu achten, denn mein Wille wurde ja von dem Mitmenschen, der mir den Stuhl unter dem Arsch wegzog, missachtet. Als willenloses Wesen entspricht es also den Tatsachen wenn ich sage: Ich legte mich um zu liegen. Doch ist das der Sinn der menschlichen Existenz, sich willenlos allem zu fügen was geschieht? Nein, denn ich wollte mich setzen, um zu sitzen, doch ein Mitmensch wollte, dass ich mich lege, um zu liegen.
Und so kann der sprachliche Kompromiss bei der zusammenfassenden Darstellung der Tatsachen doch nur lauten: Ich setzte mich, um zu liegen.