Als hipper Urbanaut mit Ökoanstrich parke ich meinen Wagen am Rande der Stadt. Unsere Stadt soll doch eine grüne Oase werden, und ich will meinen Beitrag dazu gerne leisten. Damit ich trotzdem bequem ins Fitnessstudio gelange, habe ich mir ein neues E-Bike zugelegt. Im Fitnessstudio strample ich dann auf dem Fahrrad, um fit zu bleiben.
Ich tue wirklich alles, um unser auf Konsumzwang basierendes Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten. Denn ich kaufe ökologisch, aber ich kaufe. Als digitaler Mensch spare ich Papier und verschwende Strom. Ja: Strom muss mir schon zur Verfügung gestellt werden, sonst kann ich meinen Beitrag nicht leisten. Wie? Aus der Steckdose halt, aber schnell! Wird doch nicht so schwer sein, ein paar Windräder aufzustellen!
Enthaltsamkeit? Verzicht? Soll ich zu all meinen Bemühungen auch noch enthaltsam sein und verzichten? Alles was recht ist: Auch ich habe meine Grenzen! Ich will mich für mein vorbildliches Verhalten nicht auch noch bestrafen!
Gestern hat es geregnet. Ich kam aus Frankfurt und bin mit meinem Wagen doch wieder in die Stadt zu meiner Wohnung gefahren. Was hätte ich denn machen sollen? Mit dem E-Roller fahren und pitschnass werden? In die überfüllte U-Bahn steigen und mir einen Virus holen? Ich hab ja meinen Tiefgaragenplatz, den ich in weiser Voraussicht noch nicht aufgegeben habe. So steht mein Wagen nicht auf der Straße herum, und unsere Stadt ist, zumindest an der Oberfläche, eine grüne Oase.