Man bat mich, etwas über die Kirche zu schreiben. Ich wusste nicht, wo ich anfangen soll. In meiner Kindheit, wo mir mantraartig vorgetragen wurde, dass ich ein Sünder bin in meinem Fleisch und Blut? Oder sollte ich eine Abhandlung über die gesamte christliche Kirche schreiben, über jahrhundertelange Unterdrückung unter religiösem Vorwand?
Die Bibel. Ist das Buch der Kirche. Sollte ich bei ihr ansetzen? Zunächst suchte ich in ihr nach pädophilen Spuren, die aufzeigen, warum sich die Kirche im pädophilen Sumpf befindet. Wie, wenn nicht über die Bibel, hätte sich Pädophilie so in der kirchlichen Glaubensgemeinde etablieren können? Wenn sie nicht durch das Wort verkündet worden wäre? – Das Wort ist Fleisch geworden…
Doch ich wurde nicht fündig. Ich war auch des Suchens schnell überdrüssig. Ich wollte nicht weiter herumstochern in etwas, das in Zynismus und Anschuldigungen endet. Ich begann zu vermuten, dass Sexualität in der Bibel zu kurz kommt, und sich deshalb, wegen des fehlenden Wortes, ein pädophiles Ventil gebildet hatte. Da kam der rettende Gedanke über mich: Die Bibel braucht ein Update! Ein Update, das die sexuelle Energie der Gläubigen in andere Bahnen als die pädophilen lenkt. Und zwar durch die Geschichte von Jesu Zeugung:
JESU ZEUGUNG
In jenen Tagen wurde es Frühling und die Magd Marie war sehr lustvoll. Sie traf sich mit dem Zimmermann Josef unter einem blühenden Magnolienbaum. Dort küssten sie sich.
„Willst du mich heiraten, Marie?“ fragte Josef.
„Nein Josef, aber schlafen will ich mit dir!“
Da entkleideten sie sich, sie küssten und liebkosten sich am ganzen Leib und führten ihre Geschlechter zueinander, und so gebar dieser Frühlingstag die Frucht Jesu.
Als sie schwanger war, wollte Marie Josef immer noch nicht heiraten. Sie sagte:
„Josef, ich hab nichts gegen dich. Ich hab nur was gegen Heiraten und das Versprechen, nur dir treu zu sein. Weil ich dich liebe, will ich nicht ausschließen, dass ich jemanden anderen lieben darf.“
„Nein“, sagte Josef, „aber du brauchst einen Vater für das Kind!“
„Den hab ich ja: dich!“
„Ja, aber du brauchst einen offiziellen, und der bin ich nur, wenn wir heiraten.“
„Dann ist der offizielle Vater eben Gott. Mein Kind ist Gottes Kind. Ist nicht jedes Kindes offizieller Vater Gott? Wie könnt ihr Männer Anspruch auf etwas erheben, für das ihr nur euren Samen in uns Frauen hineingespritzt habt?“
Josef, der ein gütiger Mann war, akzeptierte den Wunsch Maries, und so war Gott fortan der offizielle Vater des Kindes, das Marie neun Monate später am 24. Dezember gebar. Es war ein Knabe und sie gab ihm den Namen Jesus. Jesus sollte von nun an im Namen aller Kinder das Kind Gottes sein, und so gedenkt man jedes Jahr am 24. März dem freudigen Ereignis unter dem blühenden Magnolienbaum – und nennt den Tag feierlich: Jesu Zeugung.
„Evangelium unserer Frau Marie Christa!“
„Lob sei dir Christa!“