Meine Wut, sagt Vorderbrandner, ist wahrscheinlich nur ein Schrei nach Liebe, so wie der Griff zur Flasche nur ein Schrei nach Liebe ist, trotzdem habe ich eine Wut auf diesen alkoholisierten Pöbel, der auf Plätzen herumhängt, als sei der Virus mit der Zusichnahme von Alkohol auf engem Raum zu besiegen, überhaupt, wir wollen diesen Virus immer besiegen, vielleicht sollte der Virus uns besiegen, uns unwürdiges Menschenpack, das längst den Respekt vor dem Planeten, auf dem es lebt, verloren hat, sagt Vorderbrandner. Reden soll man mit dem alkoholisierten Pöbel, um Verständnis werben – das ich nicht lache! sagt Vorderbrandner, ehe ich zu reden beginne, habe ich schon eine in die Fresse gekriegt, dieser Schrei nach Liebe ist mir zu heftig, für einen Schrei nach Liebe, der sich in entfesselter Wut manifestiert, kann ich kein Verständnis haben, denn für so einen entfesselten Schrei nach Liebe will ich nicht sterben, nein, ich will leben, vielleicht ist das mein Fehler, dass ich leben will, denn der alkoholisierte Pöbel, vielleicht schreit er nicht nach Liebe, sondern nach dem Tod, endlich Schluss mit diesem unsinnigen Leben, wann schaffen wir es endlich, uns zu Tode zu saufen? Es ist eine verpasste Chance, dass das Münchner Oktoberfest abgesagt wurde, dort hätte man den Pöbel hinstecken können, der Pöbel wäre freiwillig hingegangen, hätte sich alkoholisiert, und natürlich – das wäre der einzige Sinn dieser Aktion gewesen – man hätte ihn nicht mehr herunterlassen dürfen von der Festwiese, eine sechzehntägige Quarantäne, saufen, fressen, kotzen, pissen, scheissen, schlafen, und danach Entzug, Alkoholverbot überall, entfesselte Gefühle, nackt, nicht vom Alkohol weggewaschen, Sinnlosigkeit, Verzweiflung, Tod, den Tod sehe ich ständig in den Gesichtern des alkoholisierten Pöbels, den Wunsch zu sterben, die Verzweiflung über die eigene Nichtexistenz, über die Nichtanerkennung dieser Welt. Das Nichts vor Augen und die Angst davor. Die Ablenkung von diesem Nichts mit Alkohol, hinein mit dem Gift in den Körper, Betäubung bis zum Tod. Nicht mehr möglich. Das Leben aushalten müssen und es aushalten. Durch die Angst durch bis zum Staunen, aber bis dahin längst der Wunsch zu sterben, das Staunen ist nicht auszuhalten, zu schmerzvoll, da hilft nur die Betäubung mit Alkohol, solange, bis wir sterben.
Ich habe eine Wut in mir, sagt Vorderbrandner, und ich habe Angst, sie zu entfesseln, obwohl ich weiß, dass sie nur ein Schrei nach Liebe ist, habe ich Angst, sie zu entfesseln.