Ich stehe auf einer riesigen Tribüne. Die Tribüne ist mit drei anderen Tribünen verbunden. Die Tribünen stehen im Neunzig-Grad-Winkel zueinander und umschließen ein Fußballfeld. Alle Tribünen sind voll mit Menschen, mit insgesamt etwa achtzigtausend Menschen, wie ich mir sagen ließ. Eine Zahl, die ich gar nicht fassen kann. Sehr sehr viele Menschen auf engem Raum. Gleich wird ein Fußballspiel beginnen. Die achtzigtausend Menschen auf den Tribünen werden zweiundzwanzig Menschen auf dem Rasen beim Fußballspielen zusehen. Ich blicke auf die vielen Menschen um mich. Bei diesem Anblick weiß ich, warum ich als Junge Fußballprofi werden wollte: Achtzigtausend Menschen, die einem beim Spielen zusehen. So viel Aufmerksamkeit hat man sonst nie im Leben!
Der Stadionsprecher brüllt die Namen der Spieler in sein Mikrofon, aber im ohrenbetäubenden Lärm um mich verstehe ich nichts. Ich schaue auf einen der großen Bildschirme und lese den Namen des Spielers mit der Rückennummer 28: Axel Witsel. Ein Name, der mich beeindruckt. Ein Name wie eine eindringliche Forderung. Nämlich das deutsche Alphabet um zwei überflüssige Buchstaben zu kürzen: um das X und um das Z. Das X kann durch KS ersetzt werden, das Z durch TS. Axel Witsel betont auf geniale Weise diese Forderung: In der Schreibung des Vornamens Axel mit X der Hinweis auf den aktuellen Missstand, in der Schreibung des Nachnames Witsel der Protest dagegen durch die Ersetzung des Z durch TS. Wer Axel schreibt, muss auch Wizel schreiben, sagt der kühle Verstand. Wer sich Witsel schreibt, sollte sich auch Aksel schreiben, sage ich.
Die Spieler betreten das Feld. Axel Wizel trägt eine Afro-Frisur. Dunkler Teint. Blaue Augen, die sehr auffallen durch seine sonst dunkle Erscheinung. Das Spiel beginnt. Aksel Witsel bewegt sich grazil und demütig wie eine Gazelle und robust und bestimmend wie ein Löwe, ohne sich dabei zu widersprechen. Wie mich sein Name beeindruckt, so beeindruckt mich sein Spiel. Ich beneide ihn, mit welcher Eleganz und Souveränität er sich auf dem Rasen bewegt und wie ihm dabei achtzigtausend Menschen zuschauen. Axel Witsel – die leibhaftige Kritik am deutschen Alphabet!