Ich hatte einen eigenartigen Traum, sagt Vorderbrandner: Ich war in einem Penetrations-Workshop. Die Frau, mit der ich übte, war recht locker drauf, und wir mussten beide lachen, als ich mir das Kondom etwas ungeschickt überzog. Schon lange nicht mehr gemacht, sagte ich, sagt Vorderbrandner, und sie meinte, sie nehme jetzt auch Gleitcreme, obwohl sie die normalerweise nicht brauche.
Ich war in Sorge, dass meine Erektion weggeht, sobald ich das Kondom übergezogen habe, sagt Vorderbrandner, aber sie ging nicht weg. Im Gegenteil. Ich drang in die Frau ein, und wir lächelten uns an. Ich schob ihn rein und raus, anfangs vorsichtig und langsam, dann wild und schnell. Wir hatten großen Spaß dabei. Unbeschwertheit. Leichtigkeit. Dann erwachte ich aus diesem Traum. Ich war sehr entspannt und hatte in der Tat eine Hammererektion. Nur die Frau war verschwunden.
Am nächsten Tag rief ich Agathe an, sagt Vorderbrandner. Ich sagte ihr, ich müsse dringend bei ihr vorbeikommen, weil ich sie unbedingt penetrieren will. Ob sie denn was dagegen habe? Ich fuhr sofort zu ihr und habe Agathe in die Augen geschaut wie ich ihr noch nie in die Augen geschaut habe. Fordernd und liebevoll zugleich. Wir küssten, spürten und berührten uns. Lange. Innig. Dann habe ich meine Übung aus dem Penetrations-Workshop mit Agathe fortgesetzt, nur dass ich bei Agathe kein Kondom übergezogen habe.
Erschöpft und zufrieden lagen wir uns schließlich in den Armen. Dann begann Agathe zu weinen. Bei mir brechen gerade alle Dämme, sagte sie, ich kann nicht anders. Ich bin so glücklich. Ich sagte nichts, sagt Vorderbrandner. Ich habe Agathe wortlos gestreichelt, und in diesem Moment spürte ich, dass ich sie liebe, ja, dieses Wort will ich jetzt benutzen: Liebe.
Normalerweise ist unser Sex recht frustrierend. Ich bin so angespannt, dass ich keine ordentliche Erektion bekomme. Dann bin ich so enttäuscht, dass ich weinen möchte. Aber meistens fluche ich stattdessen. Ich fluche auf meine christliche Kindheit, die die Vagina zum Himmel und zur Hölle zugleich machte. Jedenfalls zu etwas Übermenschlichem wie die Jungfrau Maria, dem ich nie gerecht werden kann, dem ich unterliege und das ich daher ablehnen muss. Agathe, die meine Schimpftiraden geduldig ertrug, sagte dann oft: Dann mach es dir doch wenigstens selbst, und ich fuchtelte angespannt und nervös an meinem Penis herum, um Samenflüssigkeit aus mir herauszupressen. Schließlich einigten Agathe und ich uns, dass ihre Vagina mit anderen Penissen und mein Penis mit anderen Vaginas in Berührung kommen sollte. Das verschaffte mir gewisse Erleichterung. Die Moralkeule, dass man nur mit einem Menschen intime Kontakte haben darf und alles andere Todsünde ist, hatte mich belastet, sagt Vorderbrandner. Auf diese Weise schafften Agathe und ich es, so etwas wie halbwegs entspannten Sex miteinander zu haben. Dennoch hat sich meine Anspannung beim Sex nie richtig gelegt, egal mit wem ich ihn hatte. Entsprechend nervös war ich vor dem Penetrations-Workshop.
Konnte ich denn ahnen, dass der Workshop so ablaufen würde? Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich von diesem Workshop wirklich nur geträumt habe, oder ob ich ihn tatsächlich besucht und nur vergessen habe, dass ich ihn besucht habe, sagt Vorderbrandner. Jedenfalls bin ich meiner Übungspartnerin sehr dankbar, kann mich aber beim besten Willen nicht mehr an sie erinnern.
Musik aus dem Penetrations-Workshop