Auf der Suche nach unumstößlichen, über alles erhabenen Werten landete ich beim Geld. Ich zählte es, ich führte Listen über seine Bestände und Bewegungen. Allen Dingen maß ich einen Wert in Geld bei. Es fiel mir schwer, meine Beziehung zu Josefine in Geld zu bewerten. Deshalb beendete ich sie und ging dazu über, Frauen zu kaufen. Ich hatte einen unkalkulierbaren Posten entfernt und einen neuen geschaffen, den ich mit klar definiertem Wert in meine Geldbilanz aufnehmen konnte.
Ich kam an den Punkt, an dem ich absolut überzeugt war vom unumstößlichen, über alles erhabenen Wert des Geldes. Stolz betrachtete ich meine Bilanzen, die ich als Altare der Wahrheit bezeichnete. Mein ganzes Leben opferte ich, um bei ihnen Halt zu finden.
Es trieb mich immer weiter zum Geld, so weit, dass ich begann, es intensiv zu studieren. Bei meinen Studien stieß ich auf die Inflation, also auf das Phänomen, dass Geld nichts mehr wert ist. Es gibt also tatsächlich die Möglichkeit, dass Geld nichts mehr wert ist; eine Möglichkeit, die bisher in meinem Denken undenkbar war. Mich beschlich die Ahnung, dass Geld nur den Wert hat, den man ihm beimisst und den man glaubt, dass es hat. Ansonsten, wenn man das nicht glaubt, ist es nur aufwändig bedrucktes Papier. Anfangs sträubte ich mich, dieser Ahnung nachzugehen, doch schließlich beschlich sie mich so stark, dass der Grundwert meiner Existenz, der Wert des Geldes, wertlos wurde. Ich saß melancholisch über eine Stunde lang bewegungslos da, mit einem Zwanzig-Euro-Schein in der Hand. Ich betrachtete den Schein von allen Seiten, bis ich ihn schließlich zerriss und in den Müll warf. Eine Welt ohne Wert, in die ich nun geraten war.
Um Trost in dieser Trostlosigkeit zu finden, ging ich zu einer käuflichen Frau. Ich sagte ihr jedoch, dass ich nicht mehr an das Geld glaube und ich sie heute nicht bezahlen werde. Daraufhin verweigerte sie mir ihre Dienste. Das Geld hatte für sie nicht seinen Wert verloren, musste ich erkennen. Ich schlich von dannen, als mich wieder eine Ahnung beschlich: Es gibt wohl doch noch andere Werte als Geld, die ich aber allesamt für das Geld geopfert habe. Eine unheimliche Schlucht tat sich plötzlich vor mir auf, eine Welt ohne Geld, die ich mir bis eben nicht hatte vorstellen können. Ich fiel ins Bodenlose, das mich jedoch, zu meiner Überraschung, erstaunlich sanft in seinen Händen trug, so als warteten in diesem Bodenlosen Werte, die es für mich zu entdecken gilt.