Auf einmal hat sie gesagt: Ich verlasse diese Stadt. Dieser Satz überschritt meinen Möglichkeitsraum. Ich bin daraufhin auf mein Fahrrad gesprungen und kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Diese Stadt verlassen? Ich habe bitterlich geweint auf meinem Fahrrad, weil ich mir das nicht vorstellen konnte. Verlassen! Verlassen! Das war alles, was ich dachte. Ich bin immer kräftiger in die Pedale getreten. Ich spürte Nässe, ja natürlich, ich erinnere mich, es begann zu regnen. Ich bin weitergefahren, immer schneller, durch die Nässe. Muss ich diese Stadt jetzt auch verlassen wollen, um nicht von ihr verlassen zu werden? Ich will diese Stadt nicht verlassen!
Weißt du noch, rief ich, als wir auf der Wiese unter der alten Linde saßen, am anderen Ende die weidenden Schafe. Der Wind bewegte die grünen Blätter an den Bäumen und die weißen Wolken am Himmel. Im Hintergrund war das Brummen der Stadt zu hören. Weißt du das noch? rief ich durch den Regen.
Erschöpft kam ich in der Straße an und sah ihr Fahrrad im Regen stehen. Ich stellte mir vor, wie sie zufrieden mit ihrem Fahrrad durch diese Stadt fährt, durch unsere Stadt. Hier im Regen, bei ihrem Fahrrad, hier spielen also meine Träume. Wo ihre spielen weiß ich nicht. Haben wir zuviel geträumt? Morgen wird ein neuer Tag sein, die Sonne wird aufgehen, das Wunder wird von neuem beginnen, wie immer, ganz banal, ohne Träumerei.
Ich hörte die Musik nach draußen dringen. Ich ging hinein. Es war angenehm, im Trockenen zu sein, nach all dem Regen. Zu meinem Erstaunen viele Leute um mich. Zu meinem Erstaunen mein Blick zielsicher in die Ecke streifend, in der sie stand. Ich ging zu ihr und wir sahen uns tief in die Augen. Weißt du noch, wollte ich sagen, als wir auf der Wiese… – aber ich sagte nichts. Wir gehören doch zusammen! dachte ich sehr laut und ungestüm, aber auch das sagte ich nicht.
Sie sagte auch nichts, und sagte mir damit: Meine Träume sind woanders, wo auch immer, aber nicht hier. Sie schob mich beiseite und ging. Ich sank zu Boden, bis ich ausgestreckt auf dem Boden lag. Stille. Dann stimmten die Musiker auf der Bühne ein neues Lied an. Ich spürte plötzlich Hände an mir, Hände, die mich in die Höhe hoben. Ich wogte auf den Händen durch den Raum, im Rhythmus der Musik, und träumte von einem Alltag mit ihr.
Ist das alles was das Leben fragt: Kommst du mit in den Alltag?