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Infidelia ziert sich

Zunächst sei Folgendes erwähnt: Ein Virus kam um die Ecke und wollte Infi zieren, doch Infi zierte sich, sich mit dem Virus zu zieren. Das kann man als Wortspiel ohne Sinn abtun, da Infi gar nicht Infi, sondern Infidelia heißt, womit das Wortspiel mit infizieren gar nicht mehr möglich ist, worauf sich Infi meldete und meinte, ein Virus könne sie ruhig zieren, weil sie sich ohnehin krank fühlt, seit ihrer Geburt sei sie ein krankes, moralisch verwerfliches Wesen. Ihre Mutter, sagt Infi, bezeichnet sich selbst als eine Hure, ihre Mutter sagt, Hure bedeute lieb und begehrlich, was für sie als Frau ein großes Kompliment sei, deshalb habe sie beschlossen, sich selbst als Hure, Infis Bruder als Hurensohn und Infi als Hurentochter zu bezeichnen. Ich, sagt Infi jedenfalls, bin aus einer Affäre meiner Mutter mit einem Engländer entstanden, der kurz nach meiner Zeugung zu meiner Mutter sagte: Your infidelity makes me sick, I don’t want to see you anymore! Meine Mutter sagt, das gefiel ihr, dass ihn ihre Untreue, ihre Infidelity, krank machte, denn Krankheit sei das Ehrlichste was es gibt, zu ehrlich, um geliebt zu werden, aber gerade deswegen liebe sie sie. Einmal hatte meine Mutter heftige Zahnschmerzen, erinnert sich Infi, und sie sagte: Danke Welt, dass du mich erinnerst, dass ich ein kleiner Mensch bin, der nicht so verbissen sein sollte!

Meine Mutter wollte mich Huora nennen, sagt Infi, nannte mich dann aber Infidelia, aufgrund der Aussage des Engländers, meines Vaters. Lange wollte ich Fidelia heißen, denn durch die Hurerei meiner Mutter erschien mir Treue als etwas sehr Erstrebenswertes. Außerdem bedeutet fidel in der deutschen Sprache nicht vorrangig treu, sondern vor allem lustig und vergnügt. Eine meiner liebsten Weisen lautet: Ich bin fidel, ich bin fidel, bis dass der Teufel holt meine arme Seel.

Als ich das meiner Mutter vorspielte, war sie kurz am Hadern, ob sie mich nicht doch Fidelia hätte nennen sollen. Oder Fidelia Huora, meinte sie in ihrer Euphorie: Was für ein wundervoller Doppelname!

Mittlerweile bin ich jedoch sehr zufrieden mit meinem Namen, weiß ich doch, dass die Untreue die Treue, der Kummer die Vergnügtheit, die Krankheit die Gesundheit einschließt und umgekehrt, weiß ich doch, dass das Leben alles einschließt, weshalb ich es leben will bis zum Tod.

In Zeiten des Krieges

Ich hatte mich noch einmal in die Stadt gewagt. An den leeren Regalen in den Läden erkannte ich: Jetzt ist der Krieg da! Ich habe es immer gewusst: Er war nie wirklich weg, war immer da, hat sich als Trauma tief vergraben in den Tiefen des körperlichen Gedächtnisses, als Trauma, das nie mehr hochgeholt wird, sondern auf dieser tiefen Ebene weitergegeben wird, klammheimlich, und doch mit einer Eindrücklichkeit, die berührt und aufrührt.

Da war er also, der Krieg, in den leeren Regalen, verleihte sich Ausdruck, endlich war ein Grund da, um ihn ausbrechen zu lassen, ich wusste, ich muss raus aus der Stadt, mich zurückziehen auf meinen einsamen Hof, wo ich alles habe, ein paar Tiere, ein paar Hektar Wiese, Obst- und Gemüsegarten, einen kleinen Wald. Sogar eine kleine Mühle am Bach. Nur Getreide habe ich nicht. Das hat mein Nachbar, der hat Felder weiter unten in der Ebene. Ich bekomme Getreide von ihm, dafür bekommt er Holz aus meinem Wald. Was tun, wenn er mir kein Getreide mehr gibt? Vielleicht ist jetzt, in Zeiten des Krieges, die Zeit gekommen, um eigenes Getreide anzubauen. Aber dazu brauche ich das Land des Nachbarn.

Ich kam zuhause am Hof an, der Hund bellte, etwas trieb mich, in Zeiten der Not, in Zeiten des Krieges, da ist es doch gerechtfertigt, an sich zu denken. Jeder ist sich selbst am nächsten. Ich holte mein Gewehr aus dem Schrank und tötete meinen Nachbar mit einem trockenen Schuss.

Jung und Frivol (ein Plädoyer für den Frühling)

Ich hatte den Anfang verpasst, ich war bereits unterwegs: mit Weidmann. Wir fuhren mit einem Bus, ich glaube, es war Weidmanns Bus, seltsam war nur, dass ich am Steuer saß und Weidmann Beifahrer war. Sonst war niemand im Bus, glaubte ich zumindest, aber Weidmann drehte sich immer wieder um, so als wäre jemand im Bus, so dass ich plötzlich das Gefühl hatte, Wendla, Moritz und Melchior wären im Bus, es fühlte sich an wie Frühlingserwachen, obwohl es dunkel war und ich keine Blumen auf der Wiese sehen konnte, nein, ich sah nur den Asphalt im Scheinwerferkegel vor mir.

Weidmann sprach davon, dass wir auf keinen Fall anhalten dürfen, auf keinen Fall, er sagte aber nicht warum, vielleicht fuhren wir von Italien nach Deutschland, durch Österreich, wo wir ja nicht anhalten dürfen, das wusste ich, aber ich dachte nicht an Tankinhalt und Harndrang, die uns zum Anhalten zwingen könnten, diese Gedanken kamen mir überhaupt nicht in den Sinn, ich konzentrierte mich auf den Scheinwerferkegel vor mir, auch Weidmann drehte sich nicht mehr um, zu Wendla, Moritz und Melchior, sondern konzentrierte sich auch auf den Scheinwerferkegel vor uns.

Vermutlich wären wir ohne Anhalten durch Österreich gekommen, als sich die Fahrbahn plötzlich teilte, nach links in ein bläulich kaltes dunkles Licht und nach rechts in ein gelblich warmes helles Licht, und mir war klar, dass für ein Weiterfahren ein Eintauchen in das bläulich kalte dunkle Licht erforderlich gewesen wäre, aber ich hatte Angst, in das bläulich kalte dunkle Licht einzutauchen, wie unter Zwang steuerte ich nach rechts, ins gelblich warme helle Licht, wo uns eine Polizeikontrolle erwartete, das war keine Überraschung, das war völlig klar, ich war willentlich in diese Kontrolle gefahren, obwohl wir doch gar nicht anhalten dürfen, ich sah Weidmann an, und er sah mich an. Ich drehte mich um, aber im Bus saßen nicht Wendla, Moritz und Melchior. Der ganze Bus war eine ebene Fläche, auf der sich niemand befand, nur ein kleines gelbes Büchlein, das sogleich von den Polizisten beschlagnahmt wurde. Solch verwerfliche Ware müssen wir konfiszieren! lautete die Ansage. Ich verstand nicht, von was die Rede war, bis mir einer der Polizisten das Büchlein unter die Nase hielt. Ich las:

Emil Hinterstoisser
Jung und Frivol
ein Plädoyer für den Frühling

Sie zerrten mich aus dem Bus, packten mich:
Sie sind verhaftet!
Aber ich bin doch nur ein Mensch, der das Leben liebt. Lesen Sie das Buch, und Sie werden es verstehen!
Ich wehrte mich, doch sie ließen nicht los, und ich war froh, dass Wendla, Moritz und Melchior nicht im Bus waren, ich bildete mir ein, sie im Mondlicht über die Hügel laufen zu sehen. Frühlingserwachen, ist das schön, dachte ich, und mir kamen vor Rührung die Tränen. Weidmann stand wortlos da, was mich beruhigte, und so sagte ich:
Na gut, gehen wir.
Die Polizisten ließen mich los und schauten mich ratlos an. Ich ging den Asphalt entlang, hinunter zu den grauen Häusern, und sie folgten mir ehrerbietig. Als unser Trauerzug die grauen Häuser erreicht hatte, legte ich mein Schuldgeständnis in musikalischer Form ab:

Ort der Erörterung (ein Bericht von Stephan Katzert)

Ein Mensch namens Katzert stand plötzlich in der Tür, ich hatte ihn noch nie vorher gesehen, und Katzert sprach davon, dass er es gut finde, dass ich die Nachsilbe ert in meine Texte aufgenommen habe: Ert sage soviel mehr als sein übliches Substitut Menge, ein Menschert sei viel plastischer als eine Menschenmenge. Wie man an meinem Nachnamen erkennt, komme ich aus einer Gegend, in der die Nachsilbe ert viel verwendet – ja, ich möchte fast sagen – exzessiv verwendet wird, sagte Katzert. Wobei man in meiner Gegend dem trockenen Menschert noch ge voran- und er zwischenfügt, um es blumiger lauten zu lassen: Man spricht vom Gemenscherert.

Er sei nicht verwandt mit einem gewissen Kratzert, der in derselben Gegend aufgewachsen sei, ja, sogar im selben Ort, das sei reiner Zufall, und das R in Kratzerts Namen mache einen großen Unterschied, so Katzert, denn sein Name bedeute Katzenmenge, was wohl auf ein Bauerngehöft mit vielen dort lebenden Katzen hinweist. Auf dem Katzengehöft, da hockt meine Familie schon seit Jahrhunderten, und alle erstgeborenen Männer heißen Stephan, seit Jahrhunderten, man möchte fast sagen, ein Stephanert, diese Katzerts, auch ich heiße so, Stephan Katzert, ja, Stephan Katzert im übrigen mein Name. Habe ich das bereits erwähnt?

Als Kind ging ich viel in die Kirche, mit meiner Mutter Maria ging ich hinein zur Messe, während mein Vater Stephan draußenblieb, um später zum Frühschoppen beim Kirchenwirt zu gehen. Stephan und Kirchen, das sind die zwei Worte, die mir einfallen, wenn ich an den Ort denke, wo ich aufgewachsen bin. Mein Großvater Stephan, den ich nur mit roter Nase kannte, kam nie zur Kirche, sondern ging gleich zum Kirchenwirt zum Frühschoppen. Wenn er nach dem Frühschoppen nachhause kam, schien mir seine Nase noch röter als sonst, er sprach dann oft vom Gemenscherert, das nach dem Krieg in den Ort kam und auf dem ehemaligen Kasernengelände wohnt. Komische Leute, alle miteinander, ein Gemenscherert halt, sagte Großvater Stephan. Mit denen kannst du nichts anfangen! Er meinte die Siedlung Haidholzen, die Heimatvertriebene nach dem Krieg gründeten, auf dem Gelände eines vormaligen Zwangsarbeitslagers. Mutter Maria wurde bei diesen alkoholgeschwängerten Reden von Großvater Stephan zornig und traurig, stürmte erbost aus dem Zimmer ins Schlafzimmer, um auf ihrem Bett einen Migräneanfall zu bekommen. Sie stammt selbst vom Gemenscherert, ist die Tochter von Heimatvertriebenen, und einmal hörte ich Großvater Stephan zu Vater Stephan sagen: Das verzeih ich dir nie, dass du so eine geheiratet hast, von diesem Gemenscherert. Schau an, wie krank sie dauernd ist! Ein andermal hörte ich Mutter Maria zu Vater Stephan sagen: Im Krieg hat er Leute erschossen, jetzt säuft er ohne Reue. Ich hasse deinen Vater! Als sie bemerkte, dass ich gelauscht hatte, machte sie drei Kreuze und bekam wieder einen Migräneanfall.

Als ich Vater Stephan fragte, was Großvater Stephan im Krieg gemacht hat und warum es Mutter Maria so schlecht geht, sagte er: Bub, wir haben es so schön hier – die Wiesen, die Wälder, der See, die Berge. Dabei blickte er traurig. Und dann lief er über die Wiesen und durch die Wälder, stundenlang, mit mir, und ich mache das heute noch, über Wiesen und durch Wälder laufen, stundenlang, so komme ich zu mir, und oft setze ich mich am See auf einen Stein oder an einen Baum, so wie mein Vater Stephan das oft gemacht hat, und schaue auf das Wasser, und manchmal weine ich, wenn ich auf dem Stein oder an einem Baum sitze und auf das Wasser schaue. Dann wird es leichter, denn ich bin auch ein Stephan, und manchmal ist es schwer, ein Stephan zu sein.

Katzert stand noch immer in der Tür, und sagte: Das wollte ich Ihnen sagen, über den Ort, wo ich herkomme, denn ich finde, ein Ort ist nicht einfach ein Ort. Ein Ort muss erörtert werden. Er wandte sich ab um zu gehen, drehte sich noch einmal um und sagte: Katzert mein Name, Stephan Katzert. Habe ich das bereits erwähnt? Und falls Sie meinen Text in Ihre Sammlung aufnehmen möchten, nennen Sie ihn bitte Ort der Erörterung. Das wäre mir wichtig.

weitere Erörterung…

Die Zeit im Lauf der Zeit

Betrachtungen zum 29. Februar 2020

Am Tag scheint die Sonne und in der Nacht scheint der Mond. Das war meine erste Wahrnehmung der Zeit. Dass eine Woche sieben Tage hat, ignorierte ich als Unwahrheit, denn eine Woche hat sieben Tage und sieben Nächte. Und die Länge dieser Tage und Nächte, zusammen immer vierundzwanzig Stunden, aber zueinander immer unterschiedlich, ist abhängig von den Jahreszeiten. Dem Phänomen der Jahreszeiten ging ich damals noch nicht genauer nach, denn ein Jahr war für mich eine unfassbar unendliche Zeiteinheit: Dreihunderfünfundsechzig Tage und Nächte – eine Ewigkeit. So entdeckte ich zunächst den Monat, mit seiner überschaubaren Zeitspanne von vier Wochen plus zwei oder drei Tagen und Nächten. Aber wieso ist ein Monat vier Wochen plus zwei oder drei Tage und Nächte lang? Was passiert in einem Monat? Der Mond umrundet in einem Monat einmal die Erde, bekam ich als Antwort, deshalb heißt der Monat Monat, abgeleitet vom Mond. Ich folgerte: Im April, Juni, September und November braucht der Mond dreißig Tage und Nächte um die Erde, während er im Januar, März, Mai, Juli, August, Oktober und Dezember etwas rumtrödelt und einen Tag und eine Nacht länger braucht. Im Februar dafür gibt er Gas und braucht nur achtundzwanzig Tage und Nächte, also genau vier Wochen. Im Februar ist sich der Mond scheinbar der Zeiteinheit der Woche bewusst. Aber warum nur im Februar, warum ist es ihm sonst egal? Zu meinem Entsetzen stellte ich außerdem fest – ich glaube es war in der Grundschule, als ich das erste Schaltjahr bewusst erlebte -, dass der Mond alle vier Jahre im Februar neunundzwanzig Tage und Nächte braucht, um die Erde zu umrunden, also vier Wochen und einen Tag und eine Nacht. Der Mond hat ein sehr schlampiges Verhältnis zu den Wochen.

Als ein der Zeit Verfallener und in einem Alter, als mein erstes bewusst erlebtes Schaltjahr schon einige Zeit vorüber war, erfasste ich den Zeithorizont des Jahres. Zwölf Monate ergeben ein Jahr. Der Mond umrundet also in einem Jahr zwölfmal die Erde? Ja, so ungefähr. Aber wichtiger ist eigentlich, dass die Erde in einem Jahr einmal die Sonne umrundet. Das Ungefähr in der Antwort machte mich stutzig, und brachte mich dazu, die Frage zu stellen, die mich schon länger beschäftigte: Wieso braucht der Mond unterschiedlich lang, um die Erde zu umrunden? Wieso sind die Monate unterschiedlich lang? Der Mond braucht nicht unterschiedlich lang: Er braucht siebenundzwanzig Tage, sieben Stunden, dreiundvierzig Minuten und sechsundreißig Sekunden. Die Nächte fehlten mir in dieser Antwort, aber ich hielt mich damit nicht auf, denn aus einem anderen Grund brach eine Welt in mir zusammen: Der Mond hält sich nicht an meine liebgewonnenen Monate beziehungsweise die Monate halten sich nicht an den Mond. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich mich den Wochen zuwandte mit ihren verlässlichen sieben Tagen und sieben Nächten, und erstellte folgende Rechnung (bei der ich die Tage und Nächte nun selbst zusammen vereinfachenderweise als Tage bezeichnete):

Januar      31
Februar     28
März        31
            90 Tage = 13 Wochen - 1 Tag

April       30
Mai         31
Juni        30
            91 Tage = 13 Wochen

Juli        31
August      31
September   30
            92 Tage = 13 Wochen + 1 Tag

Oktober     31
November    30
Dezember    31
            92 Tage = 13 Wochen + 1 Tag

Drei Monate eines Jahresquartals bestehen aus fast exakt dreizehn Wochen. Die dreizehnte Woche teilen sich die drei Monate geschwisterlich untereinander auf. Wobei mich das Fast in dieser Feststellung genauso stört wie das Ungefähr bei den Mondumrundungen der Erde. Ein Jahr besteht nämlich als Folge dieses Fasts nicht aus zweiundfünfzig Wochen, sondern aus zweiundfünfzig Wochen und einem Tag, in einem Schaltjahr sogar aus zweiundfünfzig Wochen und zwei Tagen. Auch die Arithmetik der Wochen befriedigte mich nicht.

Also zurück zu den Monaten: Wieso sind die Monate, mit Ausnahme des Februars, dreißig und einundreißig Tage (Ich verzichte im weiteren aus Vereinfachungsgründen gänzlich auf die Angabe der Nächte.) lang, wenn der Mond nur siebenundzwanzig Tage, sieben Stunden, dreiundvierzig Minuten und sechsunddreißig Sekunden braucht, um die Erde zu umrunden? Weil ein Jahr nicht aus zwölf Mondumrundungen um die Erde, sondern aus einer Erdumrundung um die Sonne besteht. Und die Erde braucht dreihunderfünfundsechzig Tage, fünf Stunden, achtundvierzig Minuten und sechsundvierzig Sekunden, um die Sonne zu umrunden. Der Monat, diese mir so liebgewonnene Zeiteinheit, steht also völlig willkürlich zwischen Tag und Jahr? Einem Jahr, das ich übrigens auch Sonnat nenne, abgeleitet von der Sonne. Unsere Zeitrechnung richtet sich nach der Sonne, nicht nach dem Mond. Und vielleicht sollte die Zeit überhaupt nicht lichtabhängig gesehen werden, sondern in Bezug auf einen fiktiven unendlich weit entfernten Fixstern ohne Eigenbewegung.

Das war zuviel für mich. Ich sah Tage und Nächte dahinschwinden und mich dabei verlieren in unendlicher Schlaflosigkeit im Licht des fiktiven Fixsterns, der die lichtunabhängige Zeit vorgibt. So wie die Dinge für mich sind, stehe ich auf dem Boden der Erde am Ende des Februars. Ich sehe die Sonne hinter den Bäumen untergehen, und zwar später und westlicher als noch vor ein paar Wochen. Der Frühling kommt, es wird lichter:

Bei diesem Anblick träume ich von lauen Sommernächten, in denen ich es mit der Realität wie Rilke halte, ganz fiktionsfrei:

Die Nacht liegt duftschwer auf dem Parke
und ihre Sterne schauen still
wie des Mondes weiße Barke
im Lindenwipfel landen will.

Weitere Betrachtungen zur Zeit

Schauerschaft

Man sagt, die sogenannte Leserschaft ist eine aussterbende Gruppe von Menschen. Man ist geneigt, in Zeiten der Instagramisierung des Lebens von der Seherschaft zu sprechen, eine Menschengruppe, die immer größer zu werden scheint. Seherschaft verbinde ich jedoch zu sehr mit dem klassischen Fernsehpublikum, deshalb spreche ich lieber von Schauerschaft.

Zu dieser Gruppe rechne ich mich durchaus auch, nur dass ich lieber in die Natur schaue als in das multimediale Gerät namens Smartphone. Ich schaue zum Beispiel gern das Wasser an, auch die Bäume, vor allem den Himmel. Um die Jahreszeit, wenn der Frühling sich ankündigt, bin ich besonders fasziniert von den Niederschlägen, die der Himmel von sich lässt, und ich werde dann zum Schnee-, Hagel-, Graupel- und Regenschauer.

Regenschauer (Foto: Stephanie Eder)

Wie stehe ich nun zur Leserschaft? Bekenne ich mich zu dieser aussterbenden Gruppe, trotz allem eigenen Schauens? Nun, ich liebe die Buchstaben, diese abstrakten Zeichen, am liebsten in der Schriftart Courier New, deshalb hängt dieses Bild über meinem Schreibtisch, damit ich es immer anschauen kann:

Buchstaben und ihre kunstvolle Aneinanderreihung zu Wörtern und Geschichten erzeugen in mir Bilder, die anders sind als die einer Kamera. Persönlicher. Intimer. Ich kann mir ein Leben ohne Buchstaben nicht vorstellen, denn sie veranschaulichen mir mein Leben auf eine einzigartige Weise.

 

Von Brüsten, Gelen, Meisen und Unterorten (aus dem Leben des Max Klopfer) – Teil 2

Fortsetzung von Teil 1

…Ich war bewusstlos gewesen, hat man mir später erzählt.“
Max kaute an einem seiner Fingernägel, sah mich kurz an und erzählte weiter: „Barbara hat mich im Krankenhaus besucht und gemeint, dass es besser ist, wenn wir uns nicht mehr sehen. Sie stand an meinem Krankenbett, genauso überwältigt wie ich von unserem ersten Mal. Diese Nähe hatte uns aufgewühlt. Sie war total schockiert von meinem Sturz. Sie wusste, wie viel mir das Schispringen bedeutet und fühlte sich schuldig. Und ich? – Ich hatte das Vertrauen verloren. Ich verurteilte mich dafür, dass ich von Schanzen gesprungen bin, dass ich mich verantwortungslos den Kräften der Luft ausgeliefert hatte. Aber nicht nur für das Schispringen, für mein ganzes Leben hatte ich das Vertrauen verloren. Alle Frauen nach Barbara habe ich total kontrolliert, bis mich eine jede wegen meiner Eifersucht verließ. Keine Lust mehr auf Brüste, ohne dass ich mich zwanghaft an sie klammere. Ich kann nicht loslassen. Als hätte sich mein ganzes Leben damals in der Anfahrt auf der Kälberschanze vor mir gezeigt. Ich kenne das Gefühl nicht mehr, das ich hatte, als ich von den Schanzen gesprungen bin: totales Vertrauen, in die Luft eintauchen, sich tragen lassen. Zuversicht, dass das, was passiert, gut ist.“
„Und jetzt?“
„Was jetzt?“
„Was machst du jetzt?“
„Jetzt? Sitze ich vor dem Computer, um Geld zu verdienen. Abends spiele ich in der Band. Die Musik gibt mir ein bißchen Freiheit. Nicht so wie damals auf den Schanzen, aber wenigstens ein bißchen.“

In meiner Euphorie über unser Wiedersehen hatte ich die Idee, mit Max gemeinsam einen Abend zu gestalten. Max: Musik. Ich: Texte.
„Kennst du das Bürgerhaus in Unter…?“
„Kenn ich!“ unterbrach mich Max.
„Dann lass uns dort auftreten! Ich kenn den Leiter.“
„Ich auch.“

Josefine – ich hatte ihr geschrieben wo ich war – platzte in unsere Unterhaltung. Josefine zu treffen ist jedesmal ein neues Erlebnis. Ihre Neugier auf das Leben steckt mich an. Ihre Zufriedenheit mit ihrem Frausein gibt mir Zufriedenheit mit meinem Mannsein. Lächelnd grüßte sie Max und gab mir einen Kuss. Max musterte Josefine und fixierte anschließend seinen Blick auf ihre Brüste, obwohl es bei Josefine von der Größe her da gar nicht so viel zu sehen gibt.
„Alles in Ordnung, Max?“ fragte Josefine.
Max blickte verwirrt.
„Ich glaube, er findet dich schön“, sagte ich und dachte mir: Tiran mas dos tetas que dos carretas.

Am nächsten Tag rief ich im Bürgerhaus an. Wir konnten tatsächlich an unserem Wunschtermin auftreten. Ich informierte Max, er meinte, er hätte auch angerufen, aber niemand hatte etwas zu ihm gesagt von einem bereits gebuchten Termin. Wir machten uns deswegen aber keine weiteren Gedanken.

Unsere Proben für den Abend waren mühsam. Max moserte ständig rum, war nie zufrieden. Er probierte an seiner Musik, um schließlich alles Erarbeitete über den Haufen zu werfen. Meine Texte fand er unpassend. Einmal kommentierte er: Das ist so schlecht, das kannst du nicht bringen. Wir kamen nicht voran. Ich wollte hinschmeissen, das Ganze absagen. Aber ich tat es nicht. Ich glaube, Max tat mir leid. Oder war ich nur zu feige?

Der Tag unseres gemeinsamen Auftritts war ein lauer Frühlingstag. Um sechs Uhr abends verließ ich widerwillig Josefine und Clarissa, die bei mir waren, und radelte nach Unterschleißheim, zum Bürgerhaus. Zorn kam hoch in mir, Zorn auf Max und seine Unzufriedenheit. Zorn auf mich selbst, mich auf diesen Abend eingelassen zu haben. Erst im aufblühenden Frühlingswald vor Unterschleißheim beruhigte ich mich. Meine Gedanken blühten auf. Es waren faunische Gedanken: Die Sprache teilt Tiere in unlogische Kategorien ein, zum Beispiel die Gattung der Gele in die Untergattungen Igel und Vogel. Oder die Gattung der Meisen, ihrerseits eine Untergattung der Vögel, in Ameise und Kohlmeise. Was haben Igel und Vogel oder Ameise und Kohlmeise gemeinsam? Da haben doch Igel und Ameise mehr gemeinsam: Ihren Obergattungsnamen Gel und Meise werden lediglich die Vokale I und A vorangestellt. I und A, das ließ mich an den Ruf des Esels denken, und ich stellte mir Esel, Igel und Ameise als Unterschleißheimer Stadtmusikanten vor. Mit diesem Gedanken kam ich beim Bürgerhaus an.

Wieder kam Zorn in mir hoch. Max war noch nicht da. Was ich gut fand und ich ihm zugleich vorwarf. Wo war dieser verpeilte Arsch nur? Eine halbe Stunde vor Beginn – der Saal begann sich langsam zu füllen – war er immer noch nicht da. Ich rief ihn nicht an. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst! Meine Aufmerksamkeit begann sich auf den anstehenden Soloabend zu richten, mein Groll wandelte sich in unbändige Kraft. Ich fühlte mich frei, wie ein Schispringer, in die Luft geschleudert und ihr vollkommen ausgeliefert. Ich lieferte mich meinen Texten aus, tauchte in sie ein, erzählte zwischendurch von Gelen, von Meisen und von den Unterschleißheimer Stadtmusikanten und am Ende fühlte es sich an wie eine blitzsaubere Telemarklandung.

Zurück in der Garderobe, erschöpft und glücklich, rief ich Max an:
„Wo bist du?“
„Am Fröttmaninger Berg.“
„Was machst du am Fröttmaninger Berg?“
Max hatte aufgelegt. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und trat heftig in die Pedale. Ich fuhr zum Fröttmaninger Berg. Dort fand ich Max unter dem Windrad, ans Geländer gelehnt, den Kopf gesenkt.
„Wo warst du?“
„In Föhring. Und du?“
„In Schleißheim.“
Wir hatten das kunstvolle Missverständnis produziert, dass Max im Bürgerhaus Unterföhring aufgetreten war und ich im Bürgerhaus Unterschleißheim.
„Wie war dein Auftritt?“
„Ich habe meine Gitarre zertrümmert und das Publikum beschimpft. Dann bin ich hierher gefahren.“
Wir schwiegen und sahen auf die Lichter der Stadt unter uns. Nach einer Weile sagte Max mit tränenerdrückter Stimme: „Ich hätte nicht aufhören sollen. Das Schispringen war doch alles für mich. Ich elender Feigling!“

Wir hörten hinter uns Geräusche und drehten uns um. Josefine und Clarissa stellten ihre Fahrräder ab. Max Augen zeigten großes Erschrecken beim Anblick der beiden. Er rannte weg und verschwand in der Dunkelheit.

Orte des Geschehens

Kleine Skisprungkunde mit Toni Innauer

Von Brüsten, Gelen, Meisen und Unterorten (aus dem Leben des Max Klopfer) – Teil 1

Max Klopfer und ich haben als Kinder viel Zeit miteinander verbracht. Besonders an unsere gemeinsam verbrachten Winter erinnere ich mich. Sobald genug Schnee lag, stapften wir mit unseren Schiern von unserer Siedlung zur nahegelegenen Leiten und fuhren sie runter, gingen sie rauf, fuhren sie runter, stundenlang. Eine besondere Leidenschaft entwickelten wir beim Bau von Schanzen, über die wir dann sprangen. Immer größer und tollkühner wurden unsere Schanzen. Wir übertrieben es: Einmal stürzte Max, holte sich unzählige blaue Flecken und brach sich einen Finger. Zwei Tage später aber war er schon wieder am Hang, mit einer Schiene an der Hand. Sein Vater war mitgekommen und belehrte uns:
„Jungs, ihr müsst eure Schanzen mehr in den Hang bauen, nicht so weit unten wo es schon flach wird.“
„Aber dann ist der Anlauf zu kurz!“ monierte Max.
„Der ist schon noch lang genug! Oder willst du dir Arme und Beine auch noch brechen!“
Max war ruhig.
„Außerdem“, meinte sein Vater weiter, „müsst ihr den Tisch der Schanze flacher und nach unten bauen. Dann katapultiert es euch nicht mehr so hoch in die Luft und ihr landet weicher.“
„Aber das ist doch langweilig!“ monierte Max.
„Nein, ihr springt dann flüssiger und weiter.“
Max Vater baute mit uns eine neue Schanze, die wir natürlich sofort nach Fertigstellung besprangen. Wir sprangen weiter und flüssiger, mit weniger Anlauf.
„Toll!“ sagte ich zu Max, als sein Vater gegangen war: „Woher weiß er das alles?“
„Das hat ihm sein Onkel Heini gezeigt.“

Max Leidenschaft für das Schispringen wurde so groß, dass unsere Leiten dafür zu klein wurde. Sein Vater fuhr mit ihm zu den Schanzen am Kälberstein, wo er immer weiter springen konnte. Schließlich ging er ins Sportgymnasium, weil er Schispringer werden wollte. Ich sah Max jahrelang nicht mehr, hörte nur über ihn und von seinem großen Talent fürs Schispringen. Jahre später, bei der deutschen Juniorenmeisterschaft auf der großen Kälbersteinschanze, habe ich zugeschaut. Max war einer der Favoriten auf den Sieg. Doch im ersten Durchgang stürzte er schwer. Seinen Sprung habe ich als sehr merkwürdig in Erinnerung: Völlig unkoordiniert und irgendwie leblos fiel er den Hang entlang, krachte hart und früh im Steilen auf und rutschte mit hoher Geschwindigkeit ins Flache. Unter den Zuschauern war große Unruhe, viele kannten ihn ja. Von ihm sah ich nichts im Getümmel, nur noch die blauen Lichter des Rettungswagens, der ihn abtransportierte.

Nun muss ich den Übergang zur näheren Vergangenheit herstellen. Diese nähere Vergangenheit ist einige Monate her, und sie gestaltete sich so, dass Max und ich uns über den Weg liefen. Nicht bei einem Heimatbesuch an der Leiten, wie zwei Nostalgiker, die auf ihr bisheriges Leben zurückblicken, sondern an einer Kreuzung, als wir mit unseren Fahrrädern auf das Grün der Ampel warteten. Genau genommen liefen wir uns nicht, sondern fuhren wir uns über den Weg. Nach über zwanzig Jahren fuhr ich meinem Kindheitsfreund Max Klopfer über den Weg. Max hatte einen Koffer auf seinen Rücken geschnallt, in dem eine Gitarre steckte. „Komme von der Probe“, sagte er. „Ich auch“, sagte ich. Anschließend gingen wir gemeinsam in eine Kneipe.

Als wir saßen, sagte ich: „Das letzte Mal habe ich dich gesehen bei deinem Sturz am Kälberstein.“
Max wurde nachdenklich: „Mein Sturz am Kälberstein…“, wiederholte er und blickte innerlich zurück, „der war ein Einschnitt in meinem Leben. Ich bin danach nie mehr von einer Schanze gesprungen.“
„Waren deine Verletzungen so schwer?“
„Nein, nein, das wäre schon wieder gegangen: Gehirnerschütterung, schwere Prellungen, aber sonst nichts. Ich hab mich wacker geschlagen. Nein, nein: Ich hatte kein Vertrauen mehr.
Ich hab mich damals, in den Wochen vor dem Springen, mit Barbara getroffen, meiner ersten Freundin. Und genau am Abend vor dem Springen haben wir zum ersten Mal so was wie Sex gehabt, naja…, wir kamen uns sehr nahe, es war das ungelenke und ängstliche Tun zweier Teenager, aber sehr schön. Sehr schön. Es hat mich total überwältigt. Ich hab bei ihr geweint, so überwältigt war ich. Jemandem so nahe zu sein, das hat mich umgehauen.
Am nächsten Tag auf der Schanze war es komisch. Ich hatte kaum geschlafen, musste mich aufrappeln. Ich hatte keine Lust auf das Springen. Das kannte ich nicht. Bis dahin war ich immer der erste an der Schanze gewesen. Der Probesprung ging in die Hose: Mit zitternden Beinen fuhr ich den Anlauf hinunter, erwischte den Absprung nicht gut, sprang kurz und landete wackelig. Im ersten Wertungsdurchgang saß ich auf dem Balken und fühlte mich völlig abwesend. Ich stieß mich ab mit einer Art ferngesteuerter Routine, und als ich den Anlauf hinunterfuhr, geschah etwas, das mich hinterrücks überraschte: Ich dachte plötzlich nur noch an Barbaras Brüste. Ich fand Barbara wunderschön, aber ihre Brüste hatten es mir besonders angetan, diese weichen zarten Äpfelchen. Ich dachte nur noch an ihre Brüste, ich bekam Panik, plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich das überhaupt nicht kann, mich mit Schiern an den Füßen in die Luft zu katapultieren und den Hang hinunterzugleiten. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, wollte bei Barbara sein, da schleuderte es mich in die Luft, ich wusste nicht was ich tun soll, der Hang kam näher und dann war plötzlich alles dunkel…

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Unnutzenschema nach Hinterstoisser

Die Wirtschaftswissenschaft ist eine putzige Wissenschaft: Menschliche Phänomene, denen nach menschlichen Maßstäben eine Komplexität innewohnt, versucht sie in simple, triviale Formeln zu packen. Sie bedient sich dabei willkürlich und nach Lust und Laune der Psychologie und der Mathematik. In der komplexen Praxis greifen diese simplen, trivialen Formeln viel zu kurz. Sie sind viel zu kurz gedacht. Aber Langdenken geht in der Wirtschaftswissenschaft nicht, sie ist eine anwendungsorientierte Wissenschaft. Alles muss von Nutzen sein. Der Nutzen von Kurzdenken ist höher als der Nutzen von Langdenken, so die innewohnende Logik, denn Denken an sich bringt keinen Nutzen. Vielleicht ist das schon zu lang gedacht.

Ich wollte einmal eine Geschichte schreiben mit dem Titel Der Nutzen des Apfelbutzen, es wurde nur ein unnützes Gedicht daraus: Die Würmer krochen hinein, zersetzten ihn gar fein. Aber was interessiert Apple der Apfelbutzen: Es geht nicht um Würmer, sondern um schnieke Geräte, von denen Menschen abhängig gemacht werden, damit sie glauben, sie zu brauchen, oder, um es wirtschaftswissenschaftlich simpel und trivial auszudrücken: dem stofflich-technischen Grundnutzen wird ein geistig-seelischer Zusatznutzen aufgepfropft. Dies geht aus dem sogenannten Nutzenschema der Nürnberger Schule nach Vershofen hervor, das die Wirtschaftswissenschaft in jenen Bereichen zur Wahrheitsfindung heranzieht, in denen sie es als nützlich erachtet. Wahr ist, was nützlich ist, lautet der Leitsatz der Erkenntnis, kurz gedacht und wahr gemacht.

Als Freund der Dualität der Dinge leitete ich aus dieser Erkenntnis den Satz Unwahr ist, was unnütz ist ab und wollte daraus in einem ersten Schritt ein Unnutzenschema entwickeln, an dem sich die Menschen orientieren, die im Unnutzen mehr Unwahrheit sehen als im Nutzen Wahrheit. Ich kam jedoch bei meiner Arbeit, die ich zunächst am Schreibtisch verrichtete, nicht voran, ich sah keinen Nutzen in ihr und auch keinen Unnutzen, und so beschloss ich, einen physischen Schritt zu tun, einen unnützen, dem keine simple, triviale Formel zugrundelag. Ich ließ dem ersten unnützen Schritt weitere unnütze Schritte folgen, die mich zu meinem Fahrrad führten. Dann fuhr ich mit meinem Fahrrad in die Unnützstraße, eine unnütze Aktion, könnte man sagen, doch ich erhoffte mir dort neue Erkenntnisse, und tatsächlich: In der Unnützstraße hing die Sonne unnütz auf kahlen Bäumen rum: